Mittwoch, 21. März 2018
Neu auf DVD:
Ein Weg - Auf den Spuren einer langen Beziehung
Ein kleiner beschaulicher Ort in Thüringen: Andreas Hallers (Mike Hoffmann) Tischlerwerkstatt läuft wieder gut und Martin Winter (Mathis Reinhardt) ist beruflich nicht mehr so viel unterwegs wie früher. Sohn Max (Tom Böttcher) ist aus dem Haus. Endlich haben die beiden wieder mehr Zeit für sich und fahren im November an die Ostsee, wie sie es früher immer gemacht haben. Doch Martin ist unzufrieden: Das Wetter ist schlecht und er wäre doch lieber zu Hause geblieben. Andreas reißt sich die Kleider vom Leib und schmeißt sich in das kalte Meer. Voller Sorge versucht Martin, ihn zurückzuziehen und schluckt das salzige Wasser, als er stolpert. Zurück in ihrem Ferienhaus ist die Stimmung von den unterschiedlichen Erwartungen gestört. Eine behutsame Annäherung an die Spuren einer langen Beziehung ...



Der deutsche Film erzählt von einer Männerbeziehung mit Kind, und deren Aufs und Abs in nicht chronologischer Reihenfolge sondern mit einigen Zeitsprüngen. Das fühlt sich in seiner detailierten Darstellung durchaus wahrhaftig an, ist aber auch reichlich belanglos in Szene gesetzt. Die Dramen sind absehbar, werden dabei aber viel zu undramatisch in Szene gesetzt. Natürlich merkt man der Inszenierung die Liebe für die kleinen Momente an. Schauspielerisch ist das auch fein auf den Punkt gebracht. Inhaltlich kann man aber einfach mehr erwarten als darstellungsverliebtes Autorenkino. Besonders unterhaltend ist das nämlich nicht.
Bewertung: 5/10


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Sonntag, 11. März 2018
Neu auf DVD:
Saw 8: Jigsaw
Seit einem Jahrzehnt ist der psychopathische Killer John Kramer alias Jigsaw (Tobin Bell) tot – oder zumindest wird er für tot gehalten. Denn plötzlich tauchen in der ganzen Stadt zahlreiche Leichen auf, die so grausam entstellt und verstümmelt sind, dass es eigentlich nur das Werk von Jigsaw sein kann. Ist Kramer also doch gar nicht tot? Oder setzt einer von Jigsaws Schülern das Werk seines Meisters fort? Während Ermittler wie die Detectives Halloran (Callum Keith Rennie) und Hunt (Clé Bennett) mit Hochdruck nach dem Täter fahnden und sich bald gegenseitig verdächtigen, hinter den Morden zu stecken, wacht eine Gruppe von Fremden in einem schummrigen Raum irgendwo in der Stadt auf. Sie sind in einer von Jigsaws sadistischen Fallen gefangen und müssen zahlreiche blutige Prüfungen bestehen und ihre schlimmsten Sünden gestehen, um jemals wieder ihre Freiheit zurückzuerlangen. Die Folterspiele haben wieder begonnen ...
www.filmstarts.de



Mit "SAW" ist das so eine Sache. Die Kult-Reihe fühlte sich zuletzt eh schon an wie eine unendliche Blase. Ein Ballon, der über die Jahre immer mehr aufgebläht wurde bis er irgendwann platzte. Hier versucht man das Franchise mit einen neuen Ballon wiederzubeleben, indem man einen (weiteren) Nachfolger aufbaut und Jigsaw mit dem bekannten Gegenwart-Vergangenheit-Trick in die Geschichte integriert. Eine gradlinige Handlung, perfide Spielchen und ein undurchschaubarer Nebenplot sollen an die alten Horror-Geschichten anschliessen, fühlen sich ohne das spezielle "SAW"-Feeling jedoch aufgesetzt und falsch an. Auch optisch will die Inszenierung dieser blutigen Fallen nie an die Originalen heranreichen. Auch wenn dieser Film nicht der Schlechteste der Reihe sein mag, verirrt man sich in den üblichen Schemata aus Blut und Twist, ohne etwas Neues herausholen zu können. Hätte nicht sein müssen!
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 4)


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Samstag, 3. März 2018
Neu auf DVD:
Jugend ohne Gott
In der digitalisierten Gesellschaft der Zukunft spielen Liebe, Moral und Menschlichkeit nur noch untergeordnete Rollen. Alles ist auf Leistung, Anpassung und Effizienz ausgerichtet: Zach (Jannis Niewöhner) macht sich widerwillig auf in das Hochleistungscamp der Abschlussklasse. Im Gegensatz zu seinen Kommilitonen hat er kein Interesse daran, auf die renommierte Rowald-Universität zu kommen. Obwohl sie ihn nicht versteht, ist die ehrgeizige Nadesh (Alicia von Rittberg) von dem Einzelgänger fasziniert und versucht, ihm näherzukommen. Zach wiederum interessiert sich mehr für das geheimnisvolle Mädchen Ewa (Emilia Schüle), das im Wald lebt und sich mit Diebstählen über Wasser hält. Als Zachs Tagebuch verschwindet und ein Mord geschieht, scheint der fragile Zusammenhalt der jugendlichen Elite an sich selbst zu zerbrechen. Nur der vermeintlich moralisch integre Lehrer (Fahri Yardim) versucht zu helfen, aber dafür ist es schon zu spät ...



Die literarische Vorlage stammt eigentlich aus der deutschen Nazi-Zeit und war als Kritik am Regime zu verstehen. Die Macher übertragen den Grund-Plot in die Zukunft und machen die Leistungs-Diktatur zum Dreh und Angelpunkt der Geschichte. Dabei wird die Handlung raffiniert aus verschiedenen Perspektiven dargestellt, was immer wieder neue Erkenntnisse hervorbringt und gleichzeitig der Vorlage gerecht wird. Das ist schon sehr spannend gemacht und gibt dem Film den richtigen Drive. Dass die Jungschauspieler um Jannis Niewöhner ("Jonathan", "4 Könige") mit Vollgas an die Sache herangehen, versteht sich von selbst. Insgesamt ist die Erzählung trotz der überzeugenden Inszenierung nicht perfekt. Aber sie bietet ungewöhnliches Genre-Kino aus Deutschland, das für spannende Unterhaltung mit Tiefgang hart an der zukünftigen Realität sorgt. Insgesamt herausragend!
Bewertung: 8/10 (Moviepilot Prognose 7)


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Samstag, 24. Februar 2018
Nur Gott kann mich richten
Ricky (Moritz Bleibtreu) hat vor Jahren nach einem misslungenen Überfall den Kopf hingehalten für seinen Bruder Rafael (Edin Hasanovic) und seinem guten Freund Latif (Kida Khodr Ramadan). Nachdem er endlich aus dem Knast entlassen wurde, soll Ricky für seine lange Leidenszeit hinter Gittern entschädigt werden: Latif bietet ihm einen letzten und vermeintlich todsicheren Coup an, der allen viel Geld einbringen könnte. Ricky zögert zunächst, willigt dann aber doch noch ein und holt sogar Rafael wieder mit ins Boot. Bei ihrer letzten Nummer scheint zunächst alles wie am Schnürchen zu laufen, doch dann taucht die Polizistin Diana (Birgit Minichmayr) auf und macht den Jungs einen Strich durch die Rechnung. Von nun an beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel, das alle in den Abgrund reißen könnte …
www.filmstarts.de



Edin Hasanovich ("Auf kurze Distanz") ist ein Phänomen. Hinter den Film Kulissen der netteste Mensch entwickelt er vor der Kamera eine unbändige Wut und Verzweiflung, die dem Zuschauer Angst macht. Und dabei ist er nie wirklich der Böse, sondern einfach nur ein Opfer seiner Situation. Wie in diesem Gangsterfilm, bei dem er eigentlich alles richtig machen will, Verantwortung übernehmen und eine Familie gründen. Dass das nicht funktioniert liegt auch an seinem umtriebigen Bruder, der ihn immer in die Scheisse reinreitet. Aber auch die Rolle von Moritz Bleibtreu ("Lommbock") ist keine eindimensionale, auch er möchte das Beste machen aus seiner verkorksten Situation machen. Zusammen ergeben die beiden grandiosen Schauspieler eine explosive Mischung, die überhaupt nichts Gutes verheisst.



Der Film von Özgür Yildirim ("Chiko") funktioniert nach der Form des amerikanischen Episodenfilms, mit verschiedenen Personengruppen und parallel laufenden Plots. Weitere zentrale Figuren werden von Kida Khodr Ramadan ("4 Blocks") und von Birgit Minichmayr ("Midsummer Madness") verkörpert. Und ganz im Sinn des Gangster-Films laufen alle Handlungen letztendlich zusammen und sorgen für einen emotionalen Showdown, der absolut kein gutes Ende erhoffen lässt. Der Regisseur vermengt bekannte Motive und Spielarten des Genre und überträgt sie ins deutsche Milieu Frankfurts zwischen Drogenszene und Plattenbau. Das ist nicht immer originell und muss auch nicht immer stimmig sein, aber wir reden hier vom brachialen Action-Drama. Da kommt es nicht immer darauf an, warum etwas geschieht, sondern viel mehr was die Konsequenzen daraus sein werden. Und hierbei gelingt den Machern tatsächlich atmosphärisch dichtes, mehr als überzeugendes Genre-Kino, das wie ein Faustschlag in die Magengrube einschlägt. Und auch so untypisch für den deutschen Film ist.
Bewertung: 8,5/10 (Moviepilot Prognose 7,5)

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Freitag, 16. Februar 2018
Neu auf DVD:
Kingsman 2 - The Golden Circle
Eggsy (Taron Egerton) hat es mithilfe von Harry Hart (Colin Firth) zum Agenten der Kingsmen geschafft und die Welt vor dem Untergang bewahrt. Doch wer dachte, dass die wohlerzogenen britischen Geheimdienstler sich nach dieser guten Tat zur Ruhe setzen und eine Earl Grey schlürfen können, der irrt, denn hinter der nächsten Ecke wartet schon die nächste Bedrohung (Julianne Moore), die es abzuwenden gilt: die kriminelle Organisation The Golden Circle. Um gegen die neue Gefahr anzukommen, muss die Geheimorganisation der Kingsmen rund um Eggsy, Roxy (Sophie Cookson) und Merlin (Mark Strong) sich nach der Zerstörung der britischer Secret-Service-Zentrale mit ihrer amerikanischen Schwester, den von Champ (Jeff Bridges) angeführten Statesman (u.a. Halle Berry, Pedro Pascal, Channing Tatum), zusammenschließen, um den gemeinsamen Feind mit vereinten Spionage-Fähigkeiten zu besiegen.



Der Vorgänger war ein richtig, richtig guter Action-Streifen zwischen Agenten-Drama, Coming-of-Age und cleverer James Bond Persiflage, bei der einfach alles zusammen passte. Umso enttäuschender ist es, mit was dieselben Leute als laue Fortsetzung um die Ecke kommen. Allein schon die Geschichte will überhaupt nicht passen ohne die Aspekte des Erwachsenwerdens, des sozialen Umfeldes und das väterliche Verhältnis zu Colin Firth ("King’s Speech"). Zwar versucht man Mark Strong ("Sherlock Holmes") jetzt die Rolle als erfahrenen Mentor zuzuschieben, aber das wirkt ebenso halbherzig wie die Wiederbelebung von Firths Rolle Harry, die im ersten Teil noch so dramatisch erschossen wurde. Und auch Reminiszenzen wie die Wiederholung der Kneipenszene unter neuen Voraussetzungen wirken eher wie ein müder Abklatsch, der nicht wirklich passt. Dazu wird der Cast aufgestockt mit einer Vielzahl prominent besetzter Rollen, die sich nur gegenseitig Screentime kosten, ohne dass auch nur einer aus der Masse positiv hervorstechen kann. Julianne Moore ("Children of Men") als durchgeknallte Böse gibt eine derart überdrehte Performance, dass es eher peinlich wirkt und weit weg ist von der Darstellung eines obercoolen Samuel L. Jackson. Das Overacting wird einzig überboten durch die gruselige Rolle von Elton John als er selbst. Wer denkt sich so etwas aus? Was bleibt sind einige comiceske, genial geschnittenen Action-Szenen, die trotz völliger Überzeichnungen erneut atemberaubend sind. Und Taron Egerton ("Eddie the Eagle") steht erneut seinen Mann als Nachwuchs-Spion, egal wie unsinnig sich das Drehbuch gerade entwickelt. Leider reicht das auch nicht, um den aufwendig inszenierten Klamauk ohne Gefühl für die Vorlage noch zu retten.
Bewertung: 5,5/10 (Moviepilot Prognose 7)


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