Freitag, 26. Mai 2017
Neu auf DVD:
Willkommen bei den Hartmanns
Alles beginnt, als Angelika Hartmann (Senta Berger), frisch pensionierte Lehrerin und Mutter einer von Alltagsproblemen geplagten gutbürgerlichen Familie, eines Tages beschließt, einen Flüchtling aufzunehmen. Angelika ist einsam, seit die Kinder aus dem Haus sind. Ihr Mann (Heiner Lauterbach), Chefarzt einer Klinik, versucht mit allen Mitteln, den Alterungsprozess aufzuhalten. Sohn Philip (Florian David Fitz) driftet in Businesswelten zwischen Shanghai und München, dabei bleibt die Beziehung zu seinem Sohn Basti (Marinus Hohmann) etwas auf der Strecke, Tochter Sophie (Palina Rojinski) weiß mit 31 immer noch nicht, was sie will. Der ganz normale Familienwahnsinn also, in den der Nigerianer Diallo (Eric Kabongo) gerät - und auf seine charmantnaive Art das Leben der Hartmanns ziemlich durcheinanderwirbelt. Ein turbulenter Zustandsbericht aus einem fast normalen Land, in dem alle etwas verwirrt sind.



Das ist also der erfolgreichste deutsche Film des letzten Kinojahres. Und man muss sich fragen warum, denn wirklich gut ist er nicht. Der Streifen behandelt ein mehr als ernstes Thema und persifliert es mit seichtem Witz. Grundsätzlich darf Humor vieles, und auch die deutsche Flüchtlingskrise kann einen offenen Umgang durchaus vertragen. Aber diese harmlose Abfolge von Schmunzel-Episoden wird dem Thema nicht gerecht, auch wenn es vieles, was richtig ist, anschneidet. Es bagatellisiert die Probleme aber viel zu oft für einen harmlosen Witz, der dann auch nur so halb zünden will. Und am Ende haben sich alle lieb, und es fehlt nur noch der Cowboy im Sonnenuntergang. Natürlich unterhält der Film in seiner Harmlosigkeit auf weiten Strecken. Auch schauspielerisch setzt man auf sichere Namen wie Florian David Fitz ("Vincent will Meer"), Palina Rojinski ("Traumfrauen"), Elyas M’Barek ("Fack Ju Göhte"), Heiner Lauterbach ("Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief") und Uwe Ochsenknecht ("Fußball ist unser Leben"). Nur fehlt konsequent der Biss in der Geschichte, um wirklich einen besonderen Komödie daraus zu machen. Einzig Senta Berger ("Kir Royal"), zufällig die Mutter von Regisseur und Autor Simon Verhoeven ("Männerherzen"), überzeugt in jeder Szene mit feinem Schauspiel, die der Rolle gerecht wird und jede ihrer Szenen zum kleinen Highlight geraten lässt. Natürlich machen alle Beteiligten ihre Sache insgesamt ordentlich, aber diese klischeehafte Schablonerie ist bei der inhaltlichen Schwere eben doch nicht genug. Grundsätzlich habe ich mich durchaus unterhalten gefühlt, aber konsequent mit einem beklemmenden Magengefühl. Und das ist bei solch einem durchschlagenden Erfolg eher enttäuschend!
Bewertung: 5,5/10 (Moviepilot Prognose 5,5)


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