Samstag, 24. Februar 2018
Nur Gott kann mich richten
Ricky (Moritz Bleibtreu) hat vor Jahren nach einem misslungenen Überfall den Kopf hingehalten für seinen Bruder Rafael (Edin Hasanovic) und seinem guten Freund Latif (Kida Khodr Ramadan). Nachdem er endlich aus dem Knast entlassen wurde, soll Ricky für seine lange Leidenszeit hinter Gittern entschädigt werden: Latif bietet ihm einen letzten und vermeintlich todsicheren Coup an, der allen viel Geld einbringen könnte. Ricky zögert zunächst, willigt dann aber doch noch ein und holt sogar Rafael wieder mit ins Boot. Bei ihrer letzten Nummer scheint zunächst alles wie am Schnürchen zu laufen, doch dann taucht die Polizistin Diana (Birgit Minichmayr) auf und macht den Jungs einen Strich durch die Rechnung. Von nun an beginnt ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel, das alle in den Abgrund reißen könnte …
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Edin Hasanovich ("Auf kurze Distanz") ist ein Phänomen. Hinter den Film Kulissen der netteste Mensch entwickelt er vor der Kamera eine unbändige Wut und Verzweiflung, die dem Zuschauer Angst macht. Und dabei ist er nie wirklich der Böse, sondern einfach nur ein Opfer seiner Situation. Wie in diesem Gangsterfilm, bei dem er eigentlich alles richtig machen will, Verantwortung übernehmen und eine Familie gründen. Dass das nicht funktioniert liegt auch an seinem umtriebigen Bruder, der ihn immer in die Scheisse reinreitet. Aber auch die Rolle von Moritz Bleibtreu ("Lommbock") ist keine eindimensionale, auch er möchte das Beste machen aus seiner verkorksten Situation machen. Zusammen ergeben die beiden grandiosen Schauspieler eine explosive Mischung, die überhaupt nichts Gutes verheisst.



Der Film von Özgür Yildirim ("Chiko") funktioniert nach der Form des amerikanischen Episodenfilms, mit verschiedenen Personengruppen und parallel laufenden Plots. Weitere zentrale Figuren werden von Kida Khodr Ramadan ("4 Blocks") und von Birgit Minichmayr ("Midsummer Madness") verkörpert. Und ganz im Sinn des Gangster-Films laufen alle Handlungen letztendlich zusammen und sorgen für einen emotionalen Showdown, der absolut kein gutes Ende erhoffen lässt. Der Regisseur vermengt bekannte Motive und Spielarten des Genre und überträgt sie ins deutsche Milieu Frankfurts zwischen Drogenszene und Plattenbau. Das ist nicht immer originell und muss auch nicht immer stimmig sein, aber wir reden hier vom brachialen Action-Drama. Da kommt es nicht immer darauf an, warum etwas geschieht, sondern viel mehr was die Konsequenzen daraus sein werden. Und hierbei gelingt den Machern tatsächlich atmosphärisch dichtes, mehr als überzeugendes Genre-Kino, das wie ein Faustschlag in die Magengrube einschlägt. Und auch so untypisch für den deutschen Film ist.
Bewertung: 8,5/10 (Moviepilot Prognose 7,5)

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