Donnerstag, 16. Februar 2017
Danny Boyle 'T2 Trainspotting'
20 Jahre nachdem er Edinburghs Stadtteil Leith hinter sich gelassen hat und sich einem bürgerlichen Leben zuwendete, kehrt Mark Renton (Ewan McGregor) in seine Heimatstadt zurück, wo sich manches geändert hat und vieles gleich geblieben ist, und wo seine alten Freunde und Bekannten, darunter Spud (Ewen Bremner), Sick Boy (Jonny Lee Miller) und Begbie (Robert Carlyle), schon auf ihn warten. Allesamt sind sie zwar mittlerweile weg vom Heroin, doch führen deswegen noch längst keine Leben in geordneten Bahnen. Und nicht bei allen ist die Freude über den Rückkehrer gleich groß: Mit Spud und Sick Boy knüpft Renton schnell wieder an alte Zeiten an, aber alle drei versuchen tunlichst zu verhindern, Begbie über den Weg zu laufen, der unlängst aus dem Gefängnis ausgebrochen ist und nicht sonderlich gut auf Renton zu sprechen ist.
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Mark, Spud und Sick Boy sind zurück, und auch der durchgeknallte Begbie flieht rechtzeitig zum 20jährigen Jubiläum aus dem Gefängnis. Fast könnte man den Eindruck bekommen, dass sich kaum etwas geändert hat in good old Edinburgh. Und doch sind alle Beteiligten älter geworden, reifer, desillusionierter. Wie auch die Zuschauer, die 1996 den Kultfilm "Trainspotting" abgefeiert haben. Was habe ich mit meiner Zeit gemacht, wo sind meine ganzen Ziele hin, was möchte ich mit dem Rest des Lebens anfangen. Nicht nur die Figuren im Film sehen sich mit der Realität des Alterns konfrontiert. Mit dieser nostalgischen Wehmut spielt die Fortsetzung durch die ganzen zwei Stunden. Es werden Szenen zitiert, Anspielungen eingebaut und auch originale Szenen im Vergleich eingestreut. Man betrachte nur wie häufig eine schäbige Toilette im Plot auftaucht, u.a. auch als erste Begegnungsstätte für die verfeindeten Mark und Begbie. Dazu gibt es Sounds aus der damaligen Zeit, inklusive einiger verschrobenen Versionen von Kulthits wie "Lust for Life" aus dem '96er Soundtrack. Das einst dominant-technoide "Born slippy" taucht gar nur dezent angedeutet als arg verzerrter Downbeat Remix auf. Während "Trainspotting" ein groteskes Spiegelbild seiner Zeit war, schwelgt "T2" konsequent in alten Erinnerungen an die eigene Vergangenheit. Wer damals dabei war, erlebt die Fortsetzung als "Tourist seiner eigenen Jugend" mit einem lachenden und einem weinenden Auge.



Als kleiner Wermutstropfen muss man aber hinnehmen, dass bei all den Reminiszenzen der eigentliche Inhalt und vor allem die Kraft der Story etwas ausgebremst ist. Natürlich sind wir alle älter und auch gediegener geworden, als dass man noch mit der hemmungslosen Energie der '90er durch die Handlung preschen kann. Dennoch wäre gerade für die jüngere Generation etwas mehr anarchische Kraft in der Darstellung wünschenswert gewesen. Überhaupt kann ich mir kaum vorstellen, dass ein 18jähriger ohne Vorkenntnisse auch nur ansatzweise soviel Spass haben kann wie der Mittvierziger, der quasi mit der Geschichte gewachsen ist. Nichtsdestotrotz bleibt auch der gealtete Regisseur Danny Boyle ("Slumdog Millionaire") ein Meister seines Faches, dem es gelingt, den Ton der damaligen Zeit mit dem modernen Erzählstil und seinen eigenen inszenarischen Spielereien zu verbinden. In einigen kultverdächtigen Momenten (Verfolgungsjagd im Parkhaus, die upgedatete "Choose Life" Rede) blitzt auch wieder der Wahnsinn der damaligen Zeit durch. Insofern gibt es aus der Sicht des "ich war dabei gewesen"-Cineasten den Daumen ganz klar nach oben. Für Nostalgiker unbedingt sehenswert!
Bewertung: 8/10

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