Samstag, 3. September 2016
Neu auf DVD:
Nichts mehr wie vorher
Nur weil Augenzeugen den 16-jährigen Daniel Gudermann (Jonas Nay) in der Nähe des Tatorts gesehen haben, halten ihn viele sofort für den Mörder des kleinen Fabian, der dort missbraucht und ermordet wurde. Als Daniel befragt werden soll, rennt er weg. Die Öffentlichkeit hat sofort ihr Urteil gefällt, in der Kleinstadt beginnt eine unerträgliche Hetzkampagne gegen die Eltern und die Geschwister: man braucht einen Täter. Der Leiter der Soko aber reagiert trotz Drucks von Öffentlichkeit und Medien souverän, auch gegenüber seinen Kollegen. Daniels Mutter (Annette Frier) hält zu ihm, sein Vater (Götz Schubert) jedoch zweifelt an seiner Unschuld, zumal auf Daniels PC Schwulenseiten gefunden worden sind. Der Ausnahmezustand für Familie Gudermann beginnt, nichts ist mehr wie vorher ...



Und wieder ein Jonas Nay ("Deutschland 83"), der eine ungewöhnliche Jungen-Rolle überzeugend porträtiert. Allerdings ist es hier die ebenfalls grossartige Annette Frier ("Danni Lowinski"), die die TV-Verfilmung als verzweifelt kämpfende Mutter fast im Alleingang trägt. Die erzählte Geschichte um die Vorverurteilung eines des Mordes verdächtigten Jungen durch Presse und Bevölkerung beruht dabei auf eine wahre Begebenheit, wird aber frei interpretiert und noch um die homophobe Komponente ergänzt. Mit der allgemeinen Sensationsgier und der Vorverurteilung im Angesicht der sozialen Medien trifft er dennoch haargenau den Punkt der Zeit. Produktion und Darstellung sind zudem für einen Sat1-Film herausragend. Packendes Sozialdrama!
Bewertung: 8/10


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Freitag, 2. September 2016
Neu auf DVD:
Der geilste Tag
Der kauzige, überambitionierte Pianist Andi (Matthias Schweighöfer) und der eher in den Tag lebende Benno (Florian David Fitz) haben nur eine einzige Sache gemeinsam: Sie werden bald sterben. Also beschließen sie nach anfänglichen Schwierigkeiten im Hospiz, den geilsten Tag ihres Lebens zu erleben. Sie ergaunern sich Geld, denn die begrenzte Zeit schließt den Knast auf jeden Fall aus, und reisen nach Afrika. Ein Albtraum für den hypochondrischen Andi, aber auch für Benno eine große Herausforderung, da er sich dort zum ersten Mal seiner Vergangenheit stellen muss. Diese Reise birgt nicht nur Gefahren, sondern führt die beiden in etlichen lustigen, tragischen, dramatischen und auch gefährlichen Momenten an ihr eigentliches Ziel: den geilsten Tag und der Erkenntnis, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen muss, um es nicht zu verpassen.



Wenn man schon eine Geschichte erzählt um zwei Todkranke, die sich auf eine Reise begeben, dann muss man sich Vergleiche gefallen lassen mit Til Schweigers Klassiker "Knocking on heaven's door". Dabei hat diese Variante allerdings weitaus weniger kriminelle Energie und geht inhaltlich stattdessen in die Slapstick Klamauk Richtung, die man schon aus den meisten Filmen von Matthias Schweighöfer ("Der Nanny", "Frau Ella") hinreichend kennt. Wobei der gefällige Wohlfühl-Erzählstil ohne Überraschungen langsam auch eher ermüdet als dass er vom Hocker reisst. Dieses Mal ist allerdings der im Grunde ähnlich talentierte Florian David Fitz ("Vincent will Meer") für die Inszenierung verantwortlich. Technisch ist der Film durchaus okay, auch der Unterhaltungswert ist für eine deutsche Komödie erwartungsgemäss hoch. Nur wirklich umgehauen wird man durch die routiniert-bekannten Motive nicht mehr wirklich. Kann man machen - muss man aber nicht.
Bewertung: 6/10 (Moviepilot Prognose 5,5)


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Sonntag, 28. August 2016
Feuer frei auf Frankie (1967)
Der renommierte Wissenschaftler Peers (Charles Fawcett) hat einen Treibstoff entwickelt, der ganz neue Wege in der Raumfahrt ermöglichen soll. Sein Assistent Bargher (Joachim Fuchsberger) hat ihm dabei geholfen und verkündet auf einer Konferenz in Genf die Testergebnisse. Dies weckt natürlich das Interesse einiger Gangsterorganisationen, die perfide Zwecke verfolgen und versuchen, Professor Peers zu entführen. Da der Forscher den Anschlag nicht überlebt, wird sein schwerverletzter Assistent für die Gangster interessant. Eine Gangsterorganisation plant, ihn auf dem Rückflug in die USA zu kidnappen. Da kommt die CIA auf die Idee, seinen Bruder Frankie (Joachim Fuchsberger), der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht, zu überreden, seine Rolle zu übernehmen und die Ganoven so auf eine falsche Fährte zu locken. Mit den richtigen Angeboten - Geld und Frauen - kann der Playboy schnell überredet werden. Und so wird das "Feuer" von allen Seiten auf ihn eröffnet.



In den 1960ern stand das Kino-Publikum drauf, mit Deutsch-Krimis überhäuft zu werden. Erst die düsteren Filme der Marke Edgar Wallace, dann mit "Jerry Cotton" und "Kommissar X" actionreichere Agenten-Thriller. Bei den Fliessband-Produkten gab es durchaus Filme, die heute noch zum überzeugenden Nostalgie-Spass taugen. Dieser Streifen mit Doppelgänger-Verfolgungsjagd, seichtem Humor und reichlich von James Bond inspirierter Action gehört nur bedingt dazu. Zwar kann die trashige Geschichte mit dem wie immer grandiosen Blacky Fuchsberger ("Der Hexer"), Rik Battaglia ("Winnetou III") und Eddi Arent ("Der Zinker") ganz beswingt unterhalten, aber für wirkliche Spannung ist sie doch zu durchschnittlich heruntergekurbelt.
Bewertung: 4/10


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Samstag, 27. August 2016
Filmklassiker
Piratensender Powerplay (1982)
Wegen der miserablen Unterhaltung im Radio betreiben Mike (Mike Krüger) und Thommy (Thomas Gottschalk) einen illegalen Sender namens "Powerplay", mit dem sie fast die komplette Hörerschaft auf ihrer Seite haben. Die Lage wird jedoch ungeahnt ernst, als der Chef vom Bayerischen Rundfunk (Gunther Philipp), der über seinen zunehmenden Einschaltquotenverlust entsprechend wenig erfreut ist, schließlich die Polizei auf den Fall ansetzt. Glücklicherweise stellt Mikes Schwester Irmgard (Evelyn Hamann) den beiden ein Wohnmobil als neue Sendestation zur Verfügung. Der anfangs perfekt erscheinende Tarnmantel verliert aber schon nach kurzer Zeit seine Wirkung, so dass Mike und Thommy fortan gezwungen sind, sich für jeden Auftritt eine neue Art der Verkleidung einfallen zu lassen ...


Piratensender Power Play - Ganzer Film Deutsch... von cinema-movies

Das war ernsthaft in den 1980ern die Speerspitze des deutschen Humors mit den Superstars des Kinos Thomas Gottschalk und Mike Krüger. Heute kann man das, vor allem bei der Infantilität der Produktion, kaum vorstellen. Die gnadenlos flache Handlung läuft absolut ins Leere und reiht sich einzig durch albernen Klamauk ohne tieferen Sinn. Gemeint als Satire auf die Monopolstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und mit Anspielungen auf Gottschalks eigene Radiokarriere, versandet der Plot in Albernheiten, die sich im letzten Drittel auch aus zahllosen Zitaten aus "Manche mögen's heiss" zusammensetzen. Als Relikt seiner Zeit ist das sicherlich ein Klassiker, als Film ist das allerdings eine einzige Katastrophe. Den ich übrigens offensichtlich in der Originalversion ohne geändertem Soundtrack besitze. Na dann!
Bewertung: 4/10 (Moviepilot Prognose 4,5)


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Sonntag, 21. August 2016
You and I (2014)
Für ein Fotoprojekt plant Jonas (Eric Klotzsch) einen Trip durch die dünn besiedelten Landstriche der Uckermark. Er holt seinen Freund Phillip (George Taylor), den er seit der gemeinsamen Zeit in London nicht mehr gesehen hat, vom Flughafen ab, sie beladen einen alten Transporter, verlassen hinter Berlin die Autobahn, halten an, wo immer es ihnen gefällt und genießen den Sommer. Dass Phillip schwul ist, war nie ein Thema zwischen ihnen. Als sie aber unterwegs den polnischen Tramper Boris (Michal Grabowski) mitnehmen, der sowohl Jonas bei seinem Projekt antreibt, als auch Phillip gegenüber Annäherungsversuche macht, gerät ihre besondere Freundschaft aus dem Gleichgewicht. Vielleicht sind drei einer zuviel? Am Ende dieses Sommers ist zwischen Jonas und Phillip nichts mehr so, wie es einmal war.



Man merkt den Protagonisten dieses Road Trips durchaus an, dass sie mit Spass und Energie an die Produktion herangegangen sind. Das Problem ist nur, dass die Story an sich ein Potential für 10 Minuten hat. Der Rest sind künstlich in die Länge gezogene Momentaufnahmen, die ohne näheren Bezug zueinander hintereinander geschnitten sind. Vieles hat inhaltlich kaum Bedeutung und erfüllt auch nicht den Zweck den Figuren wirklich näher zu kommen. Was bleibt ist ein etwas theatralisch aufspielendes Team, das bei aller Sympathie die inhaltliche Leere des Drehbuches kaum kompensieren kann. Und zwischendurch jede Menge nackte Haut.
Bewertung: 4/10


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